Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete?
Lukas 24,32
Liebe Brüder, liebe Schwestern,
neulich ist es mir wieder passiert. Ich höre hinter mir ein Hallo und meinen Namen. Ich drehe mich um und sehe einen Menschen, der vielleicht in meinem Alter ist. „Hallo“, grüße ich vorsichtig zurück und möchte eigentlich gleich im Erdboden versinken, weil ich nicht weiß, wer da vor mir steht. Aber er scheint mich gut zu kennen, denn er fragt gleich weiter und die Fragen gehen weit über einen Small Talk hinaus. Meine Gedanken kreisen. Woher kennen wir uns? Was haben wir irgendwann einmal zusammen erlebt. Ich hoffe, dass es mir irgendwie einfällt und lasse ihn reden. Er erzählt von Frau und Kindern und wie das so läuft heute in der Schule. „Solche Streiche, wie wir mit dem Fischer damals gemacht haben, das kann heute keiner mehr“, sagt er. „Aha“, also ein Schulkamerad aus der Lohauschule. Ich wäre nie allein darauf gekommen. Das macht mich mutig und ich frage dann doch noch nach seinem Namen.
Der Monatsspruch für den Ostermonat April stammt aus einer Geschichte, die im letzten Kapitel des Lukasevangeliums steht. Und nur bei Lukas ist diese Geschichte zu finden. In unserer Kapelle hing bis zur Renovierung ein schönes Bild von eben dieser Geschichte. Die Emmausjünger ist sie überschrieben. Da gehen zwei von Jesu Jünger den Weg von Jerusalem nach Emmaus, eine Wegstrecke von zwei Stunden. Sie wollen weg aus dieser Stadt, die in den letzten Tagen so viel Schlimmes erlebt hat. Jesus, der Auferstandene nähert sich ihnen und lässt sich von den beiden Jüngern erzählen, was denn so passiert wäre in Jerusalem vor dem Passafest. Keiner von ihnen erkennt ihren Herrn und Meister mit dem sie so lange durch die Lande gezogen sind und mit dem sie so viele Dinge erlebt haben, die sie nie für möglich gehalten haben und so viele Geschichten von ihm gehört haben, die sie unendlich froh gemacht haben. Und so erzählen sie dem Fremden, dass Jesus von Nazareth vor drei Tagen zum Tode am Kreuz verurteilt wurde und gestorben ist. Und dass heute am frühen Morgen Frauen zum Grab gegangen sind und seinen Leichnam nicht mehr aufgefunden haben. Stattdessen seien Engel am Ort gewesen und haben gesagt, dass Jesus lebt.
Der Fremde ist erstaunt und nennt die Beiden Tore. Und er erklärt ihnen, dass das was geschehen ist, bereits von den Propheten vorausgesagt wurde und geschehen musste, damit Christus in seine Herrlichkeit eingehen könne. Er redet genau wie Jesus, aber sie erkennen ihn immer noch nicht. Schließlich sind sie in Emmaus angelangt und bitten den Fremden, mit ihnen zu Abend zu essen. Das tut er auch und setzt sich mit ihnen zu Tisch. Und der Fremde nahm das Brot, sprach ein Dankgebet und brach es auseinander und gab den Beiden jeden ein Stück. Genauso hatten sie es am Tag seiner Hinrichtung zum letzten Mal erlebt. Da plötzlich erkannten sie den Fremden. Der auferstandene Christus saß mit ihnen am Tisch. Doch schon im nächsten Moment sahen sie ihn nicht mehr.
„Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“, so sagen sie. Sie waren blind, ihre Augen haben ihren Dienst versagt. Aber in ihren Herzen hat sich etwas bewegt. Ihr Herz hat den geliebten Meister erkannt.
Der französische Autor Antoine de Saint- Exupery hat in seinem Roman „Der kleine Prinz“ den Satz geprägt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Genau das ist Ostern. Unser Kopf kann das nicht verstehen, was da geschehen ist. Wir können das Ganze mit unseren Argumenten kleinreden. Oder wir können unser Herz sprechen lassen. Etwas davon verstehen, dass Gott uns so unendlich liebt, dass er seinen Sohn dahingibt und leiden lässt, damit wir, die an ihn glauben als seine Erlösten ihm gleich leben können. Wer das im Herzen bewegen kann, der kann auch glauben.
Und das wünsche ich Ihnen von Herzen!
Bleiben Sie gesund und behütet!
Ihre Uta Baumfelder
